Die Herausbildung der Lehrerpersönlichkeit
Mag für die Wissenschaft die „Lehrerpersönlichkeit“ ohne empirische Substanz sein, so sind für die
Bildungspraxis der Begriff und das damit Gemeinte eine relevante Größe. Dies bestätigt der Blick in die Geschichte der
Pädagogik, angefangen bei normativen Ansätzen über die Diskussion um Führungsstile oder berufsethische Fragen bis hin
zu gegenwärtigen Kompetenzmodellen. Vor allem aber bestätigt es die alltägliche Erfahrung, dass die Profession der
Lehrperson neben den fachlichen und fachdidaktisch-methodischen Kompetenzen wesentlich der personalen und sozialen Kompetenz bedarf. Dem
trägt die AProGymn Rechnung, die in § 1 die Relevanz der Lehrerpersönlichkeit betont.
Bei unserer Schwerpunktaufgabe gehen wir am SSDL Freiburg davon aus, dass die Lehrperson nicht einfach „der geborene
Erzieher“/„die geborene Erzieherin“ ist. Die Entwicklung von Lehrerpersönlichkeit ist aber auch kein Automatismus.
Ausgehend von der Indikatorenebene suchen wir vielmehr nach Ausbildungsformaten, mit denen wir Referendarinnen und Referendare gezielt
unterstützen können, sich in den Bereichen der sozialen und personalen Kompetenz zu entfalten.
Leitende Maßstäbe sind dabei:
- Soziale und personale Kompetenz können nicht von außen, also von Ausbildern gebildet werden. Bildung ist immer Selbstbildung.
- Ausbildung kann nur indirekt die Haltung im Blick haben, anzufangen ist immer mit der Arbeit am Verhalten.
- Die Arbeit im Bereich der sozialen und personalen Kompetenz kann angeregt und immer wieder thematisiert werden. Von außen motiviert werden kann dazu nicht – Motivation ist letztlich immer nur Selbstmotivation, die gefördert wird durch die Erfahrung von Autonomie, von Kompetenz und von sozialer Einbindung.
- Verhalten und Haltungen, die erwartet werden, müssen Referendare/innen auch bei ihren Ausbildern/innen erfahren.
Unser Seminarschwerpunkt ist Thema in den Fachdidaktikveranstaltungen und in Beratungssituationen. Lehrverhaltenstraining, Stimmbildung,
theaterpädagogische Angebote, Modulveranstaltungen (u.a. „Sich präsentieren“, Lehrergesundheit) und auch begleitende
Großmodule wie das Modul „Beziehung gestalten lernen“ sind wichtige Lernorte für die Entfaltung sozialer und
personaler Kompetenz. Dabei werden auch neue seminardidaktische Wege gegangen (u.a. Fallvignettenarbeit).
Neue Kolleginnen und Kollegen werden ebenso fortgebildet wie Mentoren/innen. Das Schwerpunktthema „Herausbildung der
Lehrerpersönlichkeit“ findet aber auch deutliches Interesse bei anderen Ausbildungseinrichtungen und in anderen
Bundesländern, so dass das Seminar als didaktisches Zentrum immer wieder angefragt wird.